Dienstag, 19. März 2024
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Lösung — Warum scheitern immer mehr Scrum-Projekte?

Ist die allgemein häufiger zu beobachtende Heransgehensweise, Projekte mittels → „Scrum“ durchzuführen, optimal ? Leider oftmals nicht ! Eher – nicht selten – unprofessionell …

(seit langem mit steigenden Aufrufzahlen steht dieser Beitrag mit Abstand auf der „all-time“-TOP1-Position mit über 7% aller Aufrufe (pageviews). Nach diesem Thema wird immer mehr „gegoogelt“ – wen wunderst?)

Obwohl ich viele, viele Projekte erfolgreich mit Scrum begleiten durfte, erlebe ich → immer mehr misslungene dieser Vorhaben !

Sensibilisiert durch meine – nicht nur als überzeugter AgileCoach – gelebte Haltung zu → Kaizen (→ Continuous Improvement) stellt sich mir vermehrt die Frage

Warum scheitern immer mehr Scrum-Projekte ?

Vielleicht liegt es inzwischen einfach nur an der Vielzahl dieser via Scrum durchgeführten Projekte – aufgrund dieser Masse hört man folglich von entsprechend vielen erfolglosen Scrum-Projekten ? Neben sicher vielen Ursachen drängt sich auch folgender Eindruck auf:

ein Blick auf meine zurückliegenden Jahre in der „agilen Projekt-Welt“ zeigt vermehrt, es gibt erschreckend unreflektierte Annäherungen an Projekt- bzw. Prozess-Probleme, die scheinbar en vogue, jedoch im höchsten Maß unprofessionell und damit völlig wertlos sind:

„… wir müssen unbedingt agil werden … das bekommen wir nur mit Scrum hin … wir brauchen auf jeden Fall Scrum …“

Kaum einer der → anfragenden Projekt-Auftraggeber kann – auch nach intensivster Nachfrage – mindestens allgemein, schon gar nicht substantiiert erklären, weshalb gerade dieses Projekt via Scrum durchgeführt werden soll. Bedauerlicherweise gefühlt in jüngerer Zeit immer häufiger.

Der „Scrum“-Reflex

Unbestritten gibt es eine viel zu große bzw. immer größer werdende Zahl an Projekten, die sich durch einen → „roten Laternen“-Status „auszeichnen“ oder ausgezeichnet haben.

Irritierenderweise erlebe ich in diesem Zusammenhang immer mehr, dass mit dem Impetus dieses Projekt-Leidensdrucks der Ruf nach „Scrum als Allheil-Mittel“ immer häufiger wird – ohne belastbare Argumentationen und Fakten.

Nährböden für dieses oberflächliche Wunschdenken sind möglicherweise die dem allgemeinen Hype geschuldeten, teils euphorischen Golfplatz-, Kantinen- oder WC-Statements:

„auch die ’scrummen‘ seit kurzem … die sind nun auch mit Scrum unterwegs … das müssen wir unbedingt auch …“
(in dem Sinn „alles wird gut“)

In der Folge werden → Scrum Master-Jobs – fast schon inflationär – veröffentlich.

Es fehlen für die tatsächlichen [oder empfundenen] Probleme jedoch immer wieder Ursachen-Analysen und Auswahl geeigneter Vorgehensweisen.

„Scrum“-Unwissen führt zum Scheitern

Zusätzlich zu der oben erwähnten reflex-artigen, scheinbar alternativ-losen Wahl von Scrum fehlt gewiss die tatsächliche Kenntnis und Erfahrung über die Bedeutung einer Scrum-Einführung – für die Beteiligten, das Projekt und das Unternehmen.

Die klare, teils aber etwas „rigoros“ empfundene, Scrum-Vorgehensweise bedarf einer deutlichen(!) Bekenntnis durch die sponsernde (Unternehmens-) Leitung. Auf jeden Fall deutlicher als z.B. bei einer häufig als „weicher“ erlebten → Kanban-Einführung.

Der tatsächliche Willen der Entscheider „für Scrum“ wird schnell auf die Waag-Schale gestellt, wenn die Beteiligten mit einer bisher ungewohnten Art von → Transparenz umgehen lernen müssen und ein entsprechendes agiles Mindset [noch] nicht vorhanden ist. → „Wassermelonen grün“-Meldungen oder Lippenbekenntnisse der vermeindlichen Scrum-Fürsprecher sind hier schnell entlarvt:

Scrum ist toll … aber das läuft bei uns immer schon so … und so …
(→ Manifesto for Half-Arsed Agile Software Development)

Auf „bereits betroffener“ (Produkt-) Entwickler-Ebene führen zitierte Flurfunk-Phrasen nicht selten zu einem gequälten Lächeln. Die innere Akzeptanz schwindet peu à peu. Vordergründig „macht man noch mit“ (→ Cargo Cult), es schleichen sich allerdings zunehmend alte Verhaltensmuster ein, → „Scrum, but …“ ist an der Tagesordnung.

Es liegt ein [scheinbares] Versagen von Scrum in der Luft. Das Image von Scrum wird fatalerweise unnötig beschädigt. Ein AgileCoach hat hier vorübergehend schlechte Karten, auf jeden Fall fast unerschöpflich viel zu tun …

Liebe Vorstände, Manager, Projektleiter,
liebe Fachbereichsleiter, Betriebsleiter, Stakeholder,
liebe Entwickler …

„Scrum“ ist eine Chance, nicht das Ziel !

(nicht „die“, sondern nur „eine“ Chance – Punkt.)

Also, tun wir gemeinsam den logisch ersten Schritt vor dem zweiten …

Die Lösung ? !

Insbesondere bei agilen Pilot-Projekten – aber natürlich auch bei Projekten, die seit einiger Zeit mehr oder weniger agil unterwegs sind – kann ein Assessment oder eine mehr-phasige → Supervision helfen, möglichst optimale [agile?] Maßnahmen zu empfehlen. Ein systemischer, d.h. ganzheitlicher 360 Grad-Blick hilft lösungsorientiert pro und contra einzelner Aspekte von Vorgehensmodellen zu identifizieren.

Ob „Scrum“ nun wirklich das(!) geeignete Framework für ein agiles Vorgehen im Kunden- bzw. Projekt-Kontext ist, wird im Rahmen der (Vor-) Untersuchungen und Workshops völlig ergebnis-offen und neutral belassen.

Während der Workshops werden mit den Beteiligten erste, substanzielle Punkte zu der aktuellen Situation vs künftiger Ziele reflektiert.

Anschließend führt eine Auswertung zu ersten Methoden-, Umsetzungs- und Richtungs-Empfehlungen – möglicherweise sogar mit einer Tendenz zu „Scrum“ (oder eben auch nicht).

Sollte sich die Scrum-Richtung bestätigen, könnten in einer Folge-Phase unter anderem folgende Themen beleuchtet werden:

  • Gibt es einen Scrum-Sponsor im Unternehmen, hat er ausreichende Entscheidungsbefugnisse ?
  • Was bedeutet die Einführung eines Scrum-Projektes / -Piloten auf den verschiedenen Arbeitsebenen ?
  • Ist das System [Unternehmen] reif genug, kann es z.B. Transparenz vertragen, d.h. positiv damit umgehen ?
  • Wie sind die Schnittstellen zu den bisherigen Projekten und Organisationseinheiten ökonomisch, arbeitsmethodisch und qualitäts-bezogen (→ Quality Gate) zu organisieren ?
  • Wie werden unterschiedliche Vorgehensmodelle (z.B. → „Wasserfall“ vs → Scrum ) auf einen Nenner gebracht ?
  • Wie verhält es sich mit den Liefer-Kadenzen der einzubindenden Teil-Projekte ?
  • Ist Scrum der alleinig sinnvolle Ansatz, oder gibt es eine Kombinationsmöglichkeit z.B. mit Kanban (Scrum und/oder Kanban) ?

Die Erfahrung zeigt, dass gerade bei in der agilen Thematik noch unerfahrenen Kunden viel, sehr viel falsch gemacht werden kann / wird.

Und los geht’s …

Wenn Dein nächstes Projekt möglichst nicht scheitern soll … starte „einfach“ professionell mit dem logisch ersten(!) Schritt …

Falls Du einen Gesprächs- oder Sparrings-Partner für Dein nächstes (Scrum?) Projekt suchst, freue ich mich auf den → Austausch mit Dir…

about "Boeffi" ...CU
@ Boeffi  .net     aktualisiert am 24.05.2018

 

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Jim Linwood

5 Kommentare

  1. Max

    ..ja. Scrum ist die Neuzeitreligion für weltfremde unerfahrene. Man versucht fehlende Fachkompetenz und Projekterfahrung durch sektenartige Religionsmethoden zu kompensieren. Zehn Schwätzer durch 2 erfahrene ersetzen bringt den Projekterfolg. Fehlende technische Finesse kann man nicht durch nen Wasserkopf und Gebete ersetzen.

  2. ruynk

    Scheitern ganz einfach weil Scrum in Wirklichkeit nicht anzuwenden ist:
    1) Es ist unverstaendlich (Warum funktioniert wenn es funktioniert und warum nicht wenn nicht?).
    2) Scrum ist eine Reihe an zusammengewuerfelte Regel ohne Logik, daraus enstehen rigide Verhaltensweise, welche nicht hinterfragen werden duerfen und in einer Art Religion entarten.
    3) Das agile „Scrum“ ist wie so gut wie alle andere „Agilen“ voll mit Buzzwoerter, unscharfe Begriffe (Kultur…) und Wunschdenken (Schuld daran, dass es nicht fuktioniert, sind immer die anderen, Scrum ist… „perfekt“. So der Tenor).

    Nein. Scrum ist „scum“. Ist ein Krebs, das um sich greift.

    Scheinbar funktioniert (manchmal). Doch keiner kann erklaeren warum. Also unbrauchbar.

  3. Holger Zimmermann

    Hallo Boeffi,

    wunderbar, diese Analyse zu Scrum-Einführungen. Insbesondere die Betrachtung von Scrum als „Vorgehensmodell“ und als „eine Chance“ ist eine Sicht, die mir sympathisch ist.

    Beste Grüße
    Holger

    • Boeffi

      Hallo Jan,

      herzlichen Dank, werde ich mir sehr gern ansehen…

      CU
      Boeffi

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