Donnerstag, mein erster Einblick in ein „altes“ Scrum-Team
„Eine Reise nach → Absurdistan…“
Mein früherer Kollege Kai, den ich vor längerer Zeit in seiner Aufgabe als Teil-Projektleiter in einem → Dokumenten- und Output-Management-Projekt fast ein Jahr lang unterstützen durfte, hatte sich auf die „Boeffi“-Seiten „verirrt“.
Letzte Woche bat er mich, angeregt durch den Beitrag → „Erfolgreich mit agilen Methoden“, ganz offen und ehrlich um meine Meinung, da Scrum bei ihnen
Aktuell bekleidet Kai die Product Owner-Rolle für ein kleines outgesourctes → Profitcenter-Team. Zuvor war er dort als Chef-Entwickler eingebunden. Sie sind seit gut 18 Monaten mit
Einen Vormittag lang habe ich ihn und sein Team begleitet.
Eindrücke aus einem „Daily“
Gegen 0900 Uhr hatten Kai und ich unser Vorgespräch. Um kurz vor 1000 Uhr trafen wir uns mit dem Team zu einer Art „Estimation“ oder „Grooming“-Workshop. Eine sehr lebhafte und aufgeschlossene Truppe. Der Jüngste war der 19 jährige „Azubi“, der Älteste ein „50+“ anmutender Tester. Sie diskutierten vermeintlich zielgerichtet die nächsten User Stories, von denen einige für den am kommenden Montag beginnenden Sprint vorgesehen waren.
Irgendetwas fühlte sich merkwürdig an.
[indent]1115 Uhr Daily Scrum-Termin(!)
Anwesend waren ein Tester, Kai, und ich [nun → ‚Boeffi‘].
Boeffi, mit Blick auf die Uhr:
Kai:
Boeffi: [ungläubiges Gesicht]
1117
Der Scrum Master [SM] hetzte herein:
Boeffi: [Stirnrunzeln]
1118 – 1121
So langsam „trudelten“ fünf weitere Teilnehmer ein [noch ein Tester, drei Entwickler und einer vom Fachbereich]. Sie waren recht intensiv in ihren Gesprächen versunken.
1122
Nun trafen noch eine weiterere Kollegin vom Fachbereich, ein Mitarbeiter vom Betrieb, und jemand vom Support ein. Alle ebenfalls sehr gesprächig.
1123
Die Diskussionen offenbarten, dass der SM der ehemalige Architekt des Projektes ist und er sich immer noch „berufen“ fühlt.
1126
Nachdem irgendwie jeder mit jedem etwas besprach, Boeffi etwas provokant:
Die Fachbereichlerin lächelte:
1131
Für eine Minute sah ein Product Manager kurz herein und interviewte Kai und den SM. Nach einem kurzem „Status Update“ verschwand er wieder…
…und so weiter und so fort…[/indent]
Nachdem das Daily dann doch noch „offiziell“ von Kai um 1132 Uhr eröffnet wurde, und genau ein(!) Entwickler die → „berühmten drei Fragen“ höflich formuliert „‚runter leierte“, entspann sich eine kunterbunte Diskussion über sein „Impediment“ [?]
Irgendwie lag eine deutlich wahrnehmbare Verstimmung in der Luft. Einige Teilnehmer sagten sich recht deutlich, teils sogar herausfordernd, die Meinung.
Dieses „never ending“ Daily löste sich dann durch den Hinweis eines Testers auf die bevorstehende Mittagspause ganz unerwartet und sehr friedlich auf.
Lessons Learned ?
Boeffi zu Kai:
Mit Abstand war dies das irritierendste, ungewöhnlichste, eigentlich → absurdeste „Daily“, an dem ich jemals teilgenommen habe.
Wir beide hatten noch einen sehr lebendigen Austausch und haben für die kommenden Tage ein „4-Augen-Gespräch“ vereinbart, in dem wir systematisch dieses Daily, den Projekt- und Scrum-Kontext sowie ein mögliches weiteres Vorgehen besprechen werden.
Während des Daily’s habe ich erste Notizen festgehalten, die ich noch vervollständigen und anschließend mit Kai durcharbeiten werde [→ „Click“…]:
Volltreffer !
Vor kurzem hatte ich aufgrund der Erlebnisse, die mich so im Projekt-Alltag „treffen“, einen eigenen Abschnitt für → Refresher-Workshop-Themen eingerichtet.
Dieses Daily-Abenteuer ist ein ausgezeichneter Kandidat – und damit Volltreffer ! – für die genannte Themen-Sammlung. Auch für Kai und sein Team empfiehlt sich dringend ein „Back to Basics – Refresher“-Vorgehen…
Hast Du auch ein solches oder so ähnlich ’schräges‘ Daily vielleicht schon mal erlebt?
Oder ein anderes „merkwürdiges“ Verhalten bei euer Vorgehensmethode?
Welchen Eindruck hast Du hier?
Was kannst Du empfehlen?
CU
@ Boeffi .net aktualisiert am 24.05.2018
Auch wenn dein Erlebnis aus „Absurdistan“ schon ein paar Monate her ist, so hat es meiner Meinung nach nichts an Aktualität eingebüßt. Schöner Beitrag – danke dafür!
Hier scheint tatsächlich die Unpünktlichkeit das Symptom zu sein. Die Ursache jedoch ist jedoch m.E. die GLEICHZEITIGE (also zeitlich und örtlich gleichgeschaltete) Kommunikation im Team. Das Unterbricht natürlich aktuelle Aktivitäten (11:15 Uhr ist sicherlich jeder irgendwo mitten im Arbeitstag und evtl. sogar im Flow Zustand).
So wie ich sowas öfters erlebt habe, dauern solche Meetings i.d.R. eher 30 Minuten und drum herum entsteht ein Produktivitäts-Loch von weiteren 30 Minuten (durch die Unterbrechung).
Das sind in einem 7 köpfigen Team im Jahr Kosten einer Entwickler-Vollzeitkraft die man auf die Art investiert. (Das ist das 4-6 Fache von dem, was üblicherweise als 10-15 Minuten Meeting propagiert wird.)
Der Vorteil des Daily Scrum liegt definitiv darin, dass man über den eigenen Tellerrand schaut, den Überblick im Team behält, sich Commitet und vor allem nicht Tage lang an einem Problem herumbasteln kann – sondern das spätestens nach 24 Std. ins Team trägt. (Manchmal können die Kollegen ja doch helfen!)
Der Nachteil liegt im Zeitlichen Bruch des Arbeitsflusses und an der Nicht-Einhaltung der 3-Fragen Systematik (bzw. in deiner verbesserten Version)).
Beide Nachteile kann man m.E. loswerden ohne auf die Vorteile zu verzichten(!), wenn man die Teilnehmer-Beiträge zum Daily Scrum zeitlich asynchron gestaltet – wie z.B. im Stadup-Meeting Tool. … Spoiler Warnung: Ich gebe es zu – das habe ich selbst programmiert! Ich bin hier also definitiv befangen! 😉
Trotzdem denke ich – egal wie – dass man schauen sollte, ob man den Bruch durch das Daily Scrum nicht möglichst verträglich gestaltet und das ganze kurz hält. Wenn nicht online und asynchron, dann wenigstens kurz vor oder nach der gemeinsamen Mittagspause.
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