Heute hatte ich Einblick in einen spannenden eMail-Austausch:
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Zu Deiner Fragestellung:Obwohl – oder gerade weil – ich vor vielen Jahren selbst von einer Scrum Alliance-Größe zum CSM „per Ritterschlag ernannt“ worden bin und seit dem selbst unzählige solcher Kurse begleitet habe, bin ich von den Scrum-Zertifizierungen insgesamt absolut nicht überzeugt.
Diese senden einfach falsche Impulse, machen rückblickend Scrum „kaputt“, und sind letztlich nur „Geldmacherei“ für die einen, und „rausgeschmissen Geld“ für die scheinbar „Investierenden“.
Mit dieser Aussage bin ich natürlich ein „böser Bube“ für all die, die damit ihr Geld machen (nicht „verdienen“ ;-).
Mir sind „Wert(e) schätzen“ und Nachhaltigkeit wichtiger … und dies lässt sich auch in diesem Kontext mit der Erfahrung von hunderten „Scrum“-Projekten nur auf anderen Wegen erreichen… auch bzw. insbesondere bei „schmalen Budget“…
Es gibt sehr gute Scrum-Trainer. Einige kenne ich persönlich. Aber ich kann Dir aus Überzeugung keine Empfehlung für Deine Fragestellung geben.
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Soweit der viel zu kleine Themen-Impuls…
„Kosten-lose“ Zertifizierungen ?
Es tun sich viele Fragen auf, insbesondere wenn auf „Sinn“, „Wert(e) schaffen“ und „Nachhaltigkeit“ geblickt wird:
Was würde passieren, wenn „Certified“ Kurse „kosten-los“ wären ?
Welche Ausbildungs- (!) Alternativen würden entstehen, wenn mit solchen Kursen kein Geld „gemacht / gedruckt“ werden könnte ?
Was denkst Du dazu?
Ich freue mich auf Deine Gedanken…
CU
@ Boeffi .net aktualisiert am 24.05.2018
Lieber Felix,
auch auf diesem Weg nochmals danke für Deinen Beitrag. Eine erste Diskussion hatten wir ja bereits bei einem der letzten Lean Coffee Cologne on Tour.
Inzwischen haben sich viele weitere, sehr spannende Diskussionen ergeben. Diese zeigen u.a., dass das Thema auf vielfaches Interesse stößt.
Sehr interessant.
Mal sehen, wie wir das eventuell in eine nachhaltigere Form überführen können.
Gern bis demnächst … ob virtuell oder wieder persönlich 😉
CU
Boeffi
Hmm, dazu eine Vorbemerkung: Egal warum sie ursprünglich mal erfunden wurden – heute dienen Scrum-Zertifizierungen meiner Meinung nach nur noch einem Zweck: den nächsten Personaler/Recruiter/Headhunter zu beeindrucken. Das sind häufig Leute mit erstaunlich wenig Ahnung von IT im Allgemeinen und Scrum im Speziellen, und sie sind heilfroh über jede Krücke die ihnen beim sortieren der CVs hilft. Da das ein offenes Geheimnis ist hängt sich jeder der sich verkaufen will ein Zertifizierungs-Badge an den CV. Und weil diese Nachfrage ein Angebot generiert gibt es jetzt die ganzen Zertifizierungsanbieter mitsamt ihrem fragwürdigen Mehrwert.
Jetzt zur Frage: Würden die Zertifizierungen kostenlos hätte sie bald jeder der auf Job-/Projektsuche ist. Die Personaler hätten keine Filterungsmöglichkeit mehr und würden sich in ihrer Not auf die Suche nach einer neueren machen, nach etwas also das nicht jeder hat. Diese (Pseudo)Exklusivität ist aber wenn man ehrlich ist nur über den Preis machbar, weshalb sich nach kurzem wieder neue kostenpflichtige Angebote herausbilden würden, die von den Personalern freudig zur Sortierung der CVs eingesetzt würden. Diese (finanziell) höherwertigen Zertifizierungen würden so die kostenlosen verdrängen.
Eine Lösung dieses Dilemma wären besser qualifizierte Personaler. Aber das wäre ein Riesenthema für sich …