Immer das Gleiche:
alle warten auf den Start des Meetings – und einer kommt (mal wieder) → zu spät – es „juckt“ ihn aber nicht einmal.
Heute im Daily …
Das Team besteht aus sieben Team-Mitgliedern. Sechs sind pünktlich anwesend. Einer ist „noch unterwegs“. Der ProductOwner, ein Stakeholder und ein Vertreter eines Zulieferes sind anwesend. Natürlich auch der ScrumMaster. Dann „schneit“ er publikums-wirksam herein:
… hatte einen wichtigen Termin …
[körpersprachlich] … stellt Euch doch nicht so an – ich bin doch gerade mal eine Minute zu spät …
Hmmm, ein positives Signal der Wertschätzung für seine KollegInnen?
Bis sich alles beruhigt hatte und es los gehen konnte waren schnell eineinhalb, fast zwei Minuten vergangen – multipliziert mit elf Personen …
… das kommt doch höchstens nur bei jedem zweiten Daily vor …
Der „Kollege“ scheint echt wichtig zu sein 😉
Einige Aspekte sind hier interessant und bedürfen der Begleitung durch einen erfahrenen ScrumMaster oder AgileCoach, z.B.
- gruppen-dynamischen Effekte
- infektiös und nachhaltig beginnender → Schlendrian
- monitäre Auswirkungen
- etc.
Rein monitär summiert sich diese Minute technisch auf gute drei Arbeitsstunden im Monat. Bei einem fiktiven internen Stundensatz von 100 EUR sind das mal eben ca. 3.500 EUR im Jahr.
Möglicherweise denkt er ja:
… aber das muß ich ja eh nicht zahlen …
(Oder, vielleicht doch? Irgendwann einmal?)
Aus einer Minute Unpünktlichkeit werden so schnell mal 3.500 EUR. Hochgerechnet auf die Organisation kommt man flugs zu noch bedeutend „negativeren“ Werten.
Dies nenn‘ ich mal einen Hebel (im Rahmen der aktuellen finanzmarkt-technischen „Hebelitis“)
CU
@ Boeffi .net aktualisiert am 24.05.2018
Ich erinnere mich an eine Situation, wo der ScrumMaster den Termin für das Daily einfach auf 9:30 festgelegt hatte.
Zwei der Entwickler mussten jedoch Kinder in die Schule/Kita bringen und kamen deswegen ständig zu spät.
Das Thema wurde zweimal in der Retro thematisiert, beide Male das Totschlag-Argument des Scrum Masters: „Um 10 hab‘ ich andere Meetings“. Und so gewöhnte sich die Entwickler-Mannschaft daran, dass einige von ihnen regelmäßig nur die Hälfte vom Daily mitbekamen.
Es gibt Gründe für Unpünktlichkeit, und eigentlich ist es die Aufgabe des Scrum Masters, Impediments zu beseitigen, damit Pünktlichkeit möglich wird. Wenn das nicht geschieht, sind die Kosten der paar fehlenden Minuten das geringste Problem …
Lieber Michael,
vielen Dank für Deinen Kommentar.
Hier kann ich Dir nur beipflichten. Mein spontaner Gedanke dazu:
der Scrum Master (SM) gehört mit seiner Terminsituation und seinem Umgang damit gegenüber dem Team selbst auf das Impediment-Backlog, so dass diese Situation – ganz im Sinne der Scrum-Säule „Transparenz“ und den passenden Scrum-Werten – gelöst werden kann und nicht direkt auf Kosten des Teams und indirekt zu Lasten des Produktes und damit des Kunden geht.
Dafür braucht es jedoch einer gewissen (Scrum-?) Reife des SM.
Danke nochmals…
CU
Boeffi
Kleine hilfreiche Fragestellung vom Scrum-Master: statt mit erhobenem Zeigefinger die Person zu rügen die offene Frage ins Team stellen: „Wie geht es euch damit, wenn XY immer mal zu spät zum Daily kommt?“
Lieber Ingo,
vielen Dank für Deine Anregung, die ich auch immer mal wieder ausprobiere.
Abhängig vom Team, eigentlich abhängig von der (Firmen-) Kultur, funktioniert die Frage mal gut, mal weniger gut.
Bei ehrlicher Wert-Schätzung untereinander: gut.
Gelegentlich treffe ich auf eine Art „blaming“ … und hab dann, angefangen bei denen „ganz oben“, viel Grundsätzliches zu tun.
Aber, Transparenz schafft Klarheit, in die eine oder andere Richtung.
Nochmals danke für Deine Anregung.
CU
Boeffi
Wertvolles Thema das du ansprichst.
Es ensteht zusätzlicher „Schaden“ durch diese Gründe:
+ Bei manchen entwickelt sich ein Groll. Jeder ist unter Zeitdruck tagsüber
+ Beginnt man ohne die fehlende Person, entwickeln sich später ganz kuriose Diskussionen weil die Einleitung fehlt oder man muss manches doppelt erklären
„Mal“ zu spät kommen ist dabei gar nicht mal das Thema sondern das ständige verspäten. Hin und wieder kann es sich hier mal lohnen nachzufragen warum derjenige zu spät kommt. (Unlust, schlechtes Zeitmanagment, oder oder oder)
und hierzu: „Da lob ich mir die Meeting-Kultur der Schweizer und Bayern.“
Ich habe diesbezüglich andere Erfahrungen gesammelt und glaube nicht das es sich um ein regionales Thema handelt.
Danke für Deinen Kommentar, die von Dir genannten Gründe sehe ich auch so…
Zu “Da lob ich mir die Meeting-Kultur der Schweizer und Bayern.”
In der Gesamtheit spüre ich schon, dass es regionale, d.h. kulturelle Unterschiede in der Art der Kommunikation und damit auch vor, während und nach den Treffen gibt. Und, ob ein „Fremder“ leichter oder schwieriger in eine Gruppe integriert wird.
Ob dies jedoch direkt an den(!) Schweizern, den(!) Bayern (oder Rheinländern, Kölnern ;-), Nordlichtern, Saarländern, etc.) festgemacht werden kann?
Ja und Nein…
CU
Boeffi
Da lob ich mir die Meeting-Kultur der Schweizer und Bayern. Sie kommen meist schon 15 Minuten vorher um ein wenig zu Netzwerken.
Nun könnte man meinen, dass dann ja auch Zeit verplempert würde. Aber man unterschätze nicht, was in diesen Minuten an anderen Dingen gefeilt wurde …
> Sie kommen meist schon 15 Minuten vorher um ein wenig zu Netzwerken…
Ja, hierdurch können sich unschätzbare Vorteile für die Organisation ergeben … und zeugt nebenbei von einer gesunden (Team-) Kultur.
Danke für Deinen Beitrag!
CU
Boeffi
… und wie kommst Du auf 3500 EUR per anno?
Gruß
Ferdi
2 Min Gesamtverzögerung / 60 Min je Std. x 11 Personen x 100 Tage im Jahr (jedes 2. Daily) x 100 EUR/Std. ergibt 3.666 EUR im Jahr,
hatte ich gerundet auf ca. 3.500 EUR
cu
@Boeffi